Montag, 28. Februar 2011

Beady Eye - Different Gear Still Speeding

Beady Eye - Different Gear Still Speeding (2011), release 28.02.2011

oh wow ... oasis löst sich auf, mal wieder ...
diesmal aber richtig. zumindest ist das der stand der dinge. natürlich lag das irgendwie auf der hand, die gallagherbrüder waren sich schon lange nicht mehr - oder waren sie das je - grün miteinander.

ist aber nun alles garnicht mehr schlimm, schliesslich hat sich liam gallagher brav um ein "solo" projekt gekümmert. genannt BEADY EYE. diese woche kam nun das debüt-album heraus, welches ich schon seit wochen auf der pre-order liste bei amazon hatte.

different gear, still speeding - kann man vielleicht auch als anspielung verstehen. "hey bruder, guckst du, geht auch ohne dich weiter". wahrscheinlich ist das aber meine persönliche interpretation.
dieses schmucke doppel lp album präsentiert sich also mit 13 neuen songs aus dem hause gallagher.
side-mans (mehr ist man im gallagherischen bandkontext nie) sind, man staune, Andy Bell, Gem Archer, Chris Sharrock und Jeff Wootton.
wenn man einfach bei "oasis" geblieben wäre, hätte man sicher nen haufen geld für marketing einsparen können. aber gut, merken wir uns den neuen namen eben und hören uns das ergebnis mal an.

side 1a
die platte öffnet mir four letter word. guter opener wie ich finde. macht laune,
ist der erste song jetzt schon wieder die erste abrechnung? "nothing last forever" direkt 4mal am ende, damits auch wirklich jeder verstanden hat. musikalisch 100% oasis. (wie vieles auf dem album).  nach dem kurzweiligen opener nun millionaire.  hmpf. mehr fällt mir dazu irgendwie nicht ein. plätschert so vor sich hin. irgendwie bluesig, irgendwie auch nicht. stimuliert bei mir keine besonderen emotionen. jetzt der erste kracher the roller. wahnsinn. wäre es nicht eh 4/5 oasis, könnte man sich darüber aufregen, dass the roller genau diesen, besonderen oasis sound kopiert. es ist nicht der morning glory sound, mehr der spätere dont believe the truth. hier bestätigt sich, dass liam, wie auf den letzten oasis alben auch, lennon ständig tribut zollt.

side 1b
titel ist programm. beatles and stones. Eine weiter "hommage" an diese beiden grossen bands der 60iger, gepaart mit dem rythmus und sound eines klassischen beatles song (zumindest bis zur bridge) bzw frühen stones. Nur einen tick moderner halt. Unterm strich wirklich was ganz neues.
wind up dream - einstiegsriff könnte von the who sein, allerdings entwickelt sich der song ehr etwas southern lastig, samt mundharmonika soli. ebenfalls an bord ein raschelei und nen waschbrett (allerdings zu weit vom mix platziert wie ich finde). für mich ein typischer "mitte album song". läuft mit durch, allerdings nichts besonderes. bring the light ist für mich ein highlight der ersten platte und ebenfall der abschluss der ersten lp. wenn ich die augen schliesse, sehe ich eine kleine bühne, schlecht beleuchtet. Darauf liam im schwarzen anzug, einen damenchor, flügel, schlagzeug, bass und eine alte gretsch gitarre samt fender amp. Ungewöhnlich für liam gallagher. aber genau das macht den reiz aus bei bring the light. ich kann mir wahrhaftig vorstellen wie liam zum ende des songs mit dem fuss auf den boden stampfed am flügel die coda gibt baby come on / baby come on / baby come on / baby come on - in bester little richard manier.



die erste platte endet mit der ballade auf dem album for anyone. vom sound ein wenig wie songbird. songwriting ganz gross. zum glück endlich ein herzschmerz song. ohne wäre es auch kein gallagherr album.

side 2a

noch mehr ballade\melankolie folgt mit kill for a dream. nach dem refrain setz ein wirklich grossartig aufgenommener, dennoch eintöniger und einfallsloser, gitarrenpart ein. im refrain hat liam das mikro wieder 20cm über seinem kopf, lässt zumindet die nuschelei als schluss zu. erinnert an champagne supernova. traditionelle ballade ala gallagher. am ende setzt dann noch eine zweite gitarre ein welche mit viel effekt überlagert ist. ein ende ohne diese hätte mir besser gefallen. einszwo einzwo schluss mit dahin schmelzerei, direkt wieder auf 10 und los mit standing one the edge of the noise - und genauso klingt es auch. rabäm. live besstimmt ein knaller. schmatz schmatz macht die klampfe (paula denke ich). wigwam sind doch diese zelte, oder? aber zugleich auch der abschluss dieser seite und das längste lied des albums. persönlich finde ich den song ca. 3min zu lang. da passiert nicht viel und naja. die ersten beiden "refrains" haben mich allerdings spontan an den refrain aus diesem lied erinnert: 


side 2b
da dreh ich mal richtig laut bei three ring circus. hände in die luft, mitklatschen und laut mitsingen. krabamm bamm bamm. auch hier ein grossartiger gitarrenpart in der mitte. kann man ohne bedenken auch 5 mal hintereinander hören, wird sehr langsam langweilig. vorletzter song, ruhiger und nachdenklicher. das bringt the beat goes on mit. erinnert mich immens an einen beatles song, der mir allerdings nicht einfallen will. thematisch hat man liam selten so selbst-realistisch, gar autobiografisch erlebt. wirklich ein guter song, obwohl meiner meinung nach das thema von -great gig in the sky- und - tears in heaven- abgekupfter ist. kommen wir zum schluss, kommen wir zu morning glory, äh the morning son! möwen, meer, raschel, akkustik gitarren, stimme mit delay lay lay ... so schwebt der song einfach dahin, wie auf eine wolke an einem herrlichen blauen himmel an der see ... He’s in my mind / He’s in my soul / He’s even in my / Rock and roll. kaum besser kann man nach viel tam tam ein album enden lassen.


fazit
am anfang war ich wirklich ehr skeptisch. allerdings hat dieses album wirklich qualitäten die ich erst nach mehrmaligem hören rausarbeiten konnte. natürlich werden hier wieder die beatles, stones, who etc als vorlage genommen. aber ist das schlecht? ich weiss es nicht. manchmal nervt es ein wenig. dennoch bietet liam gallagher songwriting qualität aller erster güte. das ganze album ist eben 60ies lastig. mich störts nicht. nicht jeder song ist grandios, allerdings möchte ich nochmal besonders bring the light und morning son herausnehmen und als meine aktuellen lieblingssong des albums preisen.

sollte BEADY EYE noch ein weiteres album in ein paar jahren aufnehmen, dann muss aber wirklich etwas grundlegend neues auf die platte. different gear still speeding verstehe ich mal so, dass liam sich endlich ohne die kritik seines bruders in den sixties auslassen konnte. ist ja gut, das nächste mal aber bitte was wirklich neues - dann ist auch beady eye auf dem weg zur unsterblichkeit.


(c) ben burchardt 2011